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„An unserer Schule grüßen wir uns!“

Diesen Satz kennen wir alle. Sei es als Fünftklässler auf dem gelben Flur oder als Abiturient:in bei der Abiturverleihung, wir alle können uns die Schule nicht mehr ohne ihn und ohne Frau Schinkel vorstellen. Frau Schinkel ist seit 2015 unsere Schulleiterin und kam vor neun Jahren, also zusammen mit dem diesjährigen Abiturjahrgang, an unsere Schule.

Am 12. Juli 2024 heißt es nicht, dass man sich nun nicht mehr begrüßt, sondern dass wir Abschied nehmen. Frau Schinkels offizielle Verabschiedung in die Pensionierung erfolgt einen Tag zuvor, aus diesem Anlass habe ich mich mit ihr unterhalten und ihr einige Fragen gestellt.

(Redaktion) Wie sind Sie auf unsere Schule gekommen?
(Frau Schinkel) Ich habe erst beim Wall Street Journal Europe gearbeitet, dann habe ich an einem Abendgymnasium in Darmstadt gelehrt. Dies fand ich sehr interessant und prägend, da die Schüler und Schülerinnen alle einen gebrochenen Bildungsweg hatten und bewusst und motiviert den Weg des Abendgymnasiums eingeschlagen hatten. Es hat allerdings nicht zu meinem „Rhythmus“ gepasst. Als mir an der Bettinaschule 1994 eine Stelle als Lehrkraft angeboten wurde, habe ich sie angenommen. Dort war ich 11 Jahre lang, bis an der Helmholtzschule in Frankfurt eine Studienleiterstelle (Oberstufenleitung) ausgeschrieben wurde – das, was an der Bettinaschule jetzt Frau Fiedler macht. In dieser Funktion habe ich dann 10 Jahre lang gearbeitet. Dann wurde an der Bettinaschule, die immer meine Lieblingsschule war, die Schulleiterstelle frei, ich bewarb mich und wurde ausgewählt. Am 10.06.2015 war dann mein erster Tag als Schulleiterin.

(Redaktion) Was unterscheidet unsere Schule von anderen Schulen?
(Frau Schinkel) Ich finde, die Bettinaschule bildet Frankfurt ab. Sie ist sehr international und der familiäre Hintergrund eines Schülers, einer Schülerin spielt beim Schulerfolg nicht die wichtigste Rolle, so hoffe ich zumindest! Früher galt unsere Schule als die „Gesamtschule unter Gymnasien“, dies hat sich allerdings stark geändert, wie ich finde. Und trotz Vielfalt und Buntheit erzielen wir mittlerweile richtig gute Ergebnisse bei den Abischnitten, aber auch in Wettbewerben, z. B. in Mathe. Das macht mich froh und auch ein bisschen stolz auf unsere Schülerinnen und Schüler und natürlich auch auf die Kolleginnen und Kollegen, die hier unterrichten.

(Redaktion) Was werden Sie am meisten vermissen?
(Frau Schinkel) Die Lebendigkeit. Und die Begegnung mit den Schüler*innen, den Austausch, der so entsteht. Und das Grüßen, das „Guten Morgen, Frau Schinkel!“ aus vielen Kehlen, das wird mir fehlen, da bin ich sicher!

(Redaktion) Wie sah ein typischer Tagesablauf bei Ihnen aus?
(Frau Schinkel) Ich war nicht immer um acht Uhr hier; in den letzten Jahren aber häufiger, da ich einen Englisch-Leistungskurs unterrichtet habe. Meine Tage wurden vor allem durch das Unvorhergesehene geprägt. So wurde es meist 16:00 Uhr, bevor ich mit den Aufgaben anfangen konnte, die ich eigentlich an dem Tag schaffen wollte.

(Redaktion) Was haben Sie in Ihrer Zeit als Schulleiterin gelernt?
(Frau Schinkel) Schulleiterin zu sein, war die größte Selbstwirksamkeitserfahrung. Fast alles, was ich tat, schien Bedeutung und Relevanz zu haben. Ich war mir dessen vorher nicht bewusst und das hat mich zunächst eingeschüchtert.

(Redaktion) Wie hat sich die Schule in dieser Zeit geändert?
(Frau Schinkel) Fangen wir mit den äußeren Dingen an. Wir haben einige Änderungen am Schulhaus vorgenommen. Der Schulhof wurde neu gestaltet, wir haben die Fahrradständer bekommen, die Toiletten wurden zum Teil umgebaut und wir haben eine non-binäre Toilette eingeführt. Inhaltlich und konzeptionell haben wir in dieser Zeit ein Leitbild für die Schule entwickelt. Wir haben ein Logo entwerfen lassen und dieses Logo steht nun auf der Stele am Eingang und hängt an der Fassade. Wir haben ein neues Fremdsprachen- und WPU-Konzept (Wahlpflicht-Unterrichtskonzept). Außerdem haben wir neben den Musik-Schwerpunktklassen die NaWi-Klasse eingeführt und die Thementage wurden in den neun Jahren als fester Bestandteil unserer Schulkultur entwickelt. Zudem haben wir durch Haltekräfte, die man sonst eigentlich eher nicht an Gymnasien findet, und die Förderkurse in Deutsch und Mathe eine bessere Förderung ermöglicht.

(Redaktion) Wenn es keine finanziellen Grenzen gäbe, was würden Sie an unserer Schule verändern?
(Frau Schinkel) Eine zweite Turnhalle. Und eine Klimaanlage für die Aula. Ich würde eine komplette Sanierung des Schulgebäudes veranlassen. Ich würde die Lernräume öffnen, ästhetische und offene Begegnungsräume gestalten. Und ich würde einen offenen Anfang einführen, also die Schule fest erst gegen 9:00 Uhr beginnen lassen.

(Redaktion) Was hat Ihnen am meisten Freude bereitet?
(Frau Schinkel) Der Schwerpunkt Musik. Und das Gefühl der Zusammengehörigkeit an der Bettinaschule, das soziale Klima und auch die Entwicklung der Schule, die wir gestaltet haben.

(Redaktion) Die Zeit als Schulleiterin neigt sich nun dem Ende zu. Haben Sie schon Pläne für den Ruhestand?
(Frau Schinkel) Ich habe, um ehrlich zu sein, noch nicht so viel darüber nachgedacht. Aber natürlich stellt sich für mich die Frage, was ich noch gerne tun würde, welche Erfahrungen ich noch gerne machen würde. Ich denke darüber nach, Deutschkurse, insbesondere für Frauen ohne Deutschkenntnisse, zu geben. Ich überlege auch, mir vielleicht wieder einen Hund anzuschaffen. Auf jeden Fall werde ich viel Doppelkopf spielen, in die Oper und die Sauna gehen!

Frau Schinkel hat nicht nur unsere Schule zu der Schule gemacht, wie wir sie kennen, sondern auch unsere Arbeit bei Bettiversum stark unterstützt. Wir als Redaktion, sowie wir als Schüler*innen und Lehrer*innen danken sehr herzlich und wünschen Ihr einen schönen und erfüllenden Ruhestand!

Das Interview führte Helena Koch Mendoza, E2