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Barbie – mehr als eine Puppe

“You’re supposed to stay pretty for men, but not so pretty that you tempt them too much or that you threaten other women.”

(Deutsch: Du sollst für Männer schön sein, aber nicht so schön, dass du sie in Versuchung bringst oder andere Frauen damit bedrohst“)

Der Film handelt von der stereotypen, blondhaarigen, blauäugigen „Barbieplastikpuppe mit großen Brüsten“, die zunächst ihr perfektes Leben mit all den anderen Barbies in der matriarchalen Barbie-world lebt. Doch dann fängt sie an, diese zu hinterfragen. Auf Grund dieses „Fehlers“ muss sie in die echte, patriarchale Welt, um ihre ursprüngliche Besitzerin zu finden. Doch sie geht nicht allein, sondern mit ihrem Freund Ken, der tief beindruckt vom Patriachat ist, da er zuvor im Schatten Barbies lebte. Er möchte dies auch in der Barbiewelt etablieren, unterzieht die anderen Barbies einer Gehirnwäsche, während Barbie weiter ihrer Mission nachgeht und dabei erlebt, wie es ist, als Frau in dieser patriarchalen Welt zu leben. Der Film geht dabei immer wieder auf die verschiedensten Aspekte des Lebens von Frauen ein.

Zum einen greift er natürlich das Schönheitsideal auf. Barbie ist schlank, blond, blauäugig, weiß. Die exakte Repräsentation des Schönheitsideals unserer Gesellschaft, welches auch sehr kommerzialisiert wird, da der Kapitalismus sehr davon profitiert. Ständig wird einem verkauft, wie man auszusehen hat, Firmen machen aus Unsicherheiten Millionen. Das ist unglaublich problematisch. Die propagierten Ideale sind oft sehr unrealistisch und können u.a. zu einem falschem Selbstbild oder auch zu psychischen Krankheiten wie Essstörungen etc. führen. Sie objektifizieren Frauen zudem über die Maßen, da die Individualität verloren geht und der Wert einer Frau stark von ihrem Aussehen bzw. dessen Übereinstimmung mit der Norm abhängig ist. So wird Barbie auf ihr Aussehen reduziert, obwohl dahinter so viel mehr liegt: sowohl an der stereotypischen Barbie als auch an der Barbiewelt an sich. Hier findet sich eine Vielfalt an Frauen wieder. POC-Barbies, verschiedene Körperformen, Barbies, die Präsidentinnen sind, Barbies, die Mütter sind, Barbies, die im Rollstuhl sitzen usw.. Die Message ist klar: sie sind alle selbstbestimmte, wunderschöne Frauen, obwohl sie so unterschiedlich sind.

In der Barbiewelt, dieser matriarchal-utopischen Welt, nimmt die eine der anderen nichts, doch in der außerfilmischen Realität entsteht so eine Art Wettbewerbsgefühl, da durch dieses Schönheitsideal eben stark propagiert wird, dass alle außerhalb dieses Ideals nicht schön und entsprechend auch nicht wertvoll seien. Diese Vergleiche können Frauen oft das Gefühl geben, dass die Schönheit der einen der anderen die Schönheit nimmt. Dieser Wettbewerb kommt dem Kapitalismus zugute, schadet allerdings auch stark den Verbindungen unter Frauen, die in diesem Film deutlich gezeigt werden, in der Regel aber völlig unterrepräsentiert sind. Dieser Aspekt hatte auch eine immense Wirkung, da viele Frauen begannen, besondere Aufmerksamkeit auf „Girlhood“ zu legen und dies auf Social Media teilten. So stellt der Film am Schluss auch die Mutter-Tochter-Beziehungsdynamik in den Fokus, da Barbies Erfinderin auftritt. Sie blickt auf Barbie als eine Tochter, die mitten in ihren Teenagerjahren steckt, weshalb die Beziehung teilweise sehr komplex ist. Sie repräsentiert eine mögliche Haltung von Müttern gegenüber ihren Töchtern zum Beispiel mit dem Satz: „Wir Mütter stehen still, damit unsere Töchter zurückblicken können und sehen können, wie weit sie gekommen sind“ – An dieser Stelle im Film haben viele geweint. Nicht nur unsere direkten Mütter, sondern auch die vielen Generationen von Frauen vor uns haben hart gekämpft, damit wir als Frauen heute an dieser Stelle stehen können.

Dass die Gesellschaft Frauen dazu bringt, sich gegeneinander auszuspielen, und so viele Frauen jeden Tag weiterhin so um ihre Rechte kämpfen müssen, nicht nur hier, sondern vor allem in Zonen wie Gaza, dem Iran etc., ist herzzerreißend. Dass sich jemand (der dazu ein weißer cishet Mann ist, diese Problematiken der Gesellschaft also nicht durchlebt hat) herausnimmt, diesen gesamten Film auf „eine Plastikpuppe mit großen Brüsten“ zu reduzieren, zeigt, dass Barbie – wie auch andere Frauen – immer und immer wieder missverstanden werden und ihre Werke, ihr Arbeit und oft auch ihre Meinung, nicht ernstgenommen wird, denn Barbie ist so viel mehr.

Barbie zeigt für uns, wie es ist, in dieser Welt als Mädchen zur Frau zu werden und dabei immer wieder aufs Neue lernen zu müssen, wie schwierig dies eigentlich ist. Barbie ist für uns, wie im Film gesagt wird, die Erinnerung daran, dass Mädchen alles sein können, was sie wollen. Barbie steht für die Beziehungen unter Frauen. Barbie ist Feminismus.

Helena Koch-Mendoza, E-Phase