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Die Bettinaschule als Zelt: Frieden fängt im Kleinen an

Die barbarischen Terrorangriffe auf Israel und die Sorgen vor einer Eskalation im Nahen Osten machen keinen Halt vor deutschen Schulen und auch die Bettinaschule ist spätestens seit dem 7.Oktober keine unberührte Oase, denn auch hier prägt das Thema Nahost das Schulleben in Klassenzimmern und auf den Schulhöfen. Die Bettinaschule hatte aus diesem Anlass Omid Nouripur zu Gast, Vorsitzender der Partei „Die Grünen“, ehemaliger außenpolitischer Sprecher der Partei und ehemaliger Bettinaschüler. Im Folgenden ein Bericht von Fawzeya Massud, Q3, zu der Veranstaltung.

In diesen turbulenten Zeiten sind Lehrkräfte an Schulen besonders gefordert, einzelne auch überfordert. Die Reaktionen auf den 7.Oktober, sei es im nationalen oder globalen Kontext, manifestieren sich in einer Fülle von konträren und vielfältigen Stimmen, einem dissonanten Konzert, dass oft als tönendes Geschrei vernehmbar ist. Vor diesem Hintergrund initiierte die Schulleitung kürzlich eine Informations-und Diskussionsveranstaltung für die Oberstufe mit dem ehemaligen Bettinaschüler und nun grünen Bundesparteivorsitzenden Omid Nouripour, der aufgrund seiner iranischen Wurzeln auch noch eine gewisse Nähe zur Region hat, die er so gut wie kein anderer Politiker Deutschlands kennenlernen durfte. Nouripour eröffnete die Veranstaltung mit einer bewegenden Metapher: Dem Wunsch eines israelischen Freundes, ein Zelt zu bauen, in dem man nur flüstert, wenn man über Nahost spricht. Konfrontiert mit einer meist ungefilterten Flut an verstörenden Bildern auf Social Media in diesem Krieg der Bilder, die stark emotionalisieren, aber auch polarisieren, wurde von Schülerseite eine breite Palette an Themen aufgegriffen. So fanden etwa Fragen bezüglich des Abstimmungsverhal-tens Deutschlands in den UN, der deutschen Staatsräson, der Verhältnismäßigkeit des israelischen Vorgehens und der Umgang mit pro-palästinensischen Demonstrationen ihren Platz. Immer wieder betonte Nouripour dabei beharrlich, die Wichtigkeit im Dialog zu bleiben, zuzuhören und die Relevanz von geschützten Gesprächsräumen, auch um die Trauer über die Kriegsopfer in Gaza und die Geiseln zu verarbeiten und zu bewältigen. Die Moderation griff gelegentlich Faktenchecks auf, um der Flut an Falschinformationen, Propaganda und KI-generierten Bildern entgegenzuwirken und Fakten zu sortieren. Mit Nachdruck erklärte Nouripour, dass bewegte Bilder konfigurierbar sind, und ermutigte die Schüler*innen zu einer umfassenden selbstständigen Recherche. Auch die Mahnungen der Bildungsstätte Anne Frank bezüglich eines grassierenden und erstarkten Antisemitismus seit dem 7.Oktober wurden zur Sprache gebracht und die stark beunruhigende Gefährdung von jüdischem Leben in Deutschland durch den alarmierenden Anstieg von antisemitischen Straftaten seit dem Zäsurdatum, dem 7. Oktober, rückte Nouripour ebenfalls in den Vordergrund. Er ließ Erinnerungen wach werden aus seiner Kindheit und Schulzeit in Teheran im Iran, wo Antisemitismus als Staatsdoktrin und damit auch als Schulfach etabliert war und immer noch ist.

Der Tenor der Veranstaltung gegen Ende war, dass gegen jede Verharmlosung der unmenschlichen Terrorangriffe auf Israel vorzugehen sei. Zugleich betonte Nouripour, dass das Land nicht entbunden von internationalen völkerrechtlichen Konventionen wie Verhältnismäßigkeit und Schutz von Zivilisten sei. Letztlich müssen wir gemeinsam dafür sorgen, dass Antisemitismus und Rassismus jeglicher Couleur an unseren Schulen keinen Platz haben. Ein friedliches Miteinander in deutschen Klassenzimmern schafft den Grundstein für eine vielfältige Gesellschaft, die friedlich zusammenlebt und Dialog praktiziert. Frieden fängt im Kleinen an und manchmal in der Aula der Bettinaschule.

Fawzeya Massud Q3