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„Es lebe die Freiheit“


Dies waren die letzten Worte von Hans Scholl, dem Mitbegründer der NS-Widerstandsgruppe „Weiße Rose“. Am 22. Februar jährte sich sein Tod zum 81. Mal. Zusammen mit ihm wurden auch seine Schwester Sophie und ihr gemeinsamer Freund Christoph Probst hingerichtet. Anlässlich dessen sowie dem bevorstehenden ersten Todestag von Traute Lafrenz möchte ich in diesem Artikel den Mitgliedern der Weißen Rose gedenken. Traute Lafrenz starb am 6. März 2023 als letztes Mitglied der Widerstandsgruppe.

Was war die Weiße Rose genau?

Die Weiße Rose war eine NS-Widerstandsgruppe bestehend aus sechs Studierenden: Alexander Schmorell, Hans Scholl, Willi Graf, Sophie Scholl, ihr Uni-Professor Kurt Huber und ihr Freund Christoph Probst. Sie haben versucht, etwas gegen die nationalsozialistische Terrorherrschaft zu unternehmen, vor allem durch Informationen an die Bevölkerung mit Flugblättern, die sie heimlich verteilten. Damit sind sie ein hohes Risiko eingegangen.

Im Sommer 1941, knapp zwei Jahre nach Beginn des Zweiten Weltkriegs lernten sich Alexander Schmorell und Hans Scholl kennen, als sie während eines Appells das Gelände der Universität verließen. Schnell wurde dies zu einem Ritual der beiden Medizinstudenten, bei dem sie kritische Bücher lasen und Wein tranken – eine tiefe Freundschaft entstand.
Im Juni 1942 reichte den beiden jungen Männern das bloße Diskutieren über einen möglichen Widerstand gegen das nationalsozialistische Regime nicht mehr, endlich wollten sie etwas unternehmen und gründeten ihre Widerstandsgruppe „Weiße Rose“. Zu zweit schrieben sie von Ende Juni bis Mitte Juli die ersten vier Flugblätter und verschickten sie mit der Post an Intellektuelle in der Münchener Umgebung.

Nachdem die beiden vom 23. Juli bis zum 30. Oktober 1942 zusammen mit Willi Graf an der Ostfront stationiert waren, erweiterte sich die Gruppe im Winter desselben Jahres um Hans‘ Schwester Sophie und Willi Graf. Dieser vertrat schon früh eine sehr kritische Meinung gegenüber dem Nationalsozialismus. Auch Christoph Probst, ein alter Schulfreund von Alexander Schmorell aus Innsbruck, schloss sich den Freunden an. Zusammen erarbeiteten die Studenten das fünfte Flugblatt der Weißen Rose mit der Überschrift „Aufruf an alle Deutsche!“ Bis zu 9.000 Auflagen dieses Flugblattes verteilten sie in Städten wie Frankfurt und Ulm sowie in Österreich. Auch ihrem Philosophie-Professor Kurt Huber sendeten sie eines, welcher sie fortan unterstütze.

Nach der Niederlage der Deutschen in der Schlacht von Stalingrad am 2. Februar 1943 hoffte die Weiße Rose, nun mehr bewegen zu können. In den Nächten vom 3., 8. und 15. Februar schrieben Hans Scholl, Alexander Schmorell und Willi Graf Freiheitsparolen wie „Freiheit“ und „Nieder mit Hitler“ mit Teerfarbe auf Wände der Münchener Innenstadt, wie zum Beispiel an der Ludwig-Maximilian-Universität.

Kurt Huber nahm die Niederlage in Stalingrad zum Anlass und verfasste das sechste Flugblatt. Beim Verteilen dieser Flugblätter in der Universität am 18. Februar wurden die Geschwister Scholl vom Hausmeister gesehen und unter Arrest gestellt.  Während sie von der Gestapo (Geheime Staatspolizei) abgeführt wurden, rief Hans seiner Freundin Gisela Schertling zu: „Sag Alex, er soll nicht auf mich warten“, was als Aufforderung zur Flucht für Alexander gemeint war.
Während der Verhöre der Geschwister Scholl wurde der Entwurf für ein siebtes Flugblatt, verfasst von Christoph Probst, bei Hans Scholl Probst gefunden. Daraufhin wurde am 20. Februar auch er verhaftet.

Während eines Schauprozesses am 22. Februar 1943 wurden Christoph Probst sowie die Geschwister Scholl von Robert Freißler zum Tode verurteilt und nur wenige Stunden später hingerichtet. Am 24. Februar wurde auch Alexander Schmorell verhaftet.
Zusammen mit Willi Graf und Kurt Huber wurde er in einem zweiten Prozess am 19. April zum Tode verurteilt. Am 13 Juli wurden Kurt Huber und Alexander Schmorell ermordet. Willi Graf wurde am 12. Oktober nach zahlreichen Verhören und 250 Tagen Haft ebenfalls hingerichtet. Bei ihm hatte man versucht an die Namen von weiteren Unterstützern zu kommen.

Durch Helmuth von Moltke, den Begründer der Widerstandsgruppe „Kreisauer Kreis“ gelangte das sechste Flugblatt über Skandinavien nach England, wo es vervielfältigt wurde.  Im Herbst wurde es millionenfach von den Engländern über Deutschland aus Flugzeugen abgeworfen. „Manifest der Münchener Studenten“ stand nun darüber.

Heutzutage kennt man viele Unterstützer der Weißen Rose. Unter ihnen auch Traute Lafrenz, die ich eingangs bereits erwähnt habe.

„Es lebe die Freiheit“ – mit diesen letzten Worten brachten Hans Scholl und seine Mitstreiter der Weißen Rose ihren unerschütterlichen Glauben an die Werte von Freiheit und Menschlichkeit zum Ausdruck. Ihr mutiger Einsatz gegen die Schrecken des Nationalsozialismus und ihre erbrachten Opfer sind bis heute ein inspirierendes Beispiel für den Widerstand gegen Unterdrückung und Unrecht.
Die Geschichte der Weißen Rose erinnert uns daran, dass es auch in den dunkelsten Zeiten Menschen gibt, die bereit sind, für ihre Überzeugungen einzustehen und für eine bessere Zukunft zu kämpfen. Ihr Einsatz für Freiheit, Gerechtigkeit und Menschlichkeit mahnt uns, niemals den Mut zu verlieren und stets für die Werte einzutreten, die unsere Gesellschaft zusammenhalten.
Die Lehre aus den Aktionen der Weißen Rose ist von zeitloser Bedeutung. Es liegt an jedem einzelnen von uns, sich gegen Unrecht und Tyrannei zu erheben und für eine Welt einzutreten, in der Freiheit und Menschlichkeit über allem stehen. Möge ihr Erbe uns dazu inspirieren, unbeugsam für eine gerechtere und freiere Gesellschaft einzutreten, damit ihr Mut und ihre Opfer nicht umsonst waren.

Nele Jäckel, E-Phase