Kommentar:
Wo bleibt die Diversität in unserem Literaturunterricht ?
Egal ob Goethe, Kant, Schiller, Hesse oder Büchner: Fast jede*r Schüler*in hat bereits im Unterricht diese Namen gehört, Texte von ihnen gelesen oder ihre Bücher analysiert. Und eines haben sie alle gemeinsam: Es sind alles „weiße Männer“.
Es ist eigentlich ganz klar: Wir brauchen Diversität, Vielfalt, verschiedene Eindrücke und Meinungen von vielen verschiedene Menschen mit anderen Erfahrungen in unserem Fachunterricht. Doch wenn man einen Blick in unsere Schulbücher wirft oder mal genau darauf achtet, welche Bücher wir in der Schule lesen, muss man erschreckenderweise feststellen, dass Menschengruppen wie Frauen, queere Menschen oder nicht weiße Menschen deutlich unterrepräsentiert sind als Autor*innen von Schullektüren. Fast alle Pflichtlektüren an Schulen in Deutschland wurden von Männern geschrieben – selten von einer Autorin.
Gerade in jungen Jahren ist es unfassbar wichtig, verschiedene Meinungen von unterschiedlichen Menschen zu kennenzulernen. Wie sollen Schüler*innen lernen, dass eben nicht nur die Stimme „weißer Männer“ etwas bedeutet und dass andere Menschen genauso gut in der Lage sind, kluge, interessante und gute Texte zu verfassen? Die Gesellschaft ist im Wandel, wir leben alle Diversität, warum aber nicht, wenn es um Schullektüren geht? Wie sollen sich ALLE Schüler*innen angesprochen fühlen, wenn immer nur „weiße Männer“ von ihrer Lebenserfahrung berichten?
Eine Schule, die sich selbst als divers versteht, sollte sich bei einem Thema wie politischer Lyrik bemühen, nicht ausschließlich mit Texten von weißen und, wie in meinem Unterricht bis auf eine Ausnahme geschehen, ausschließlich von Männern geschriebenen Gedichten zu befassen. Was den Schüler*innen damit suggeriert wird ist, dass nur diese männlichen Menschen in der Lage sind, etwas Sinnvolles zur Bildung beizutragen.
Diversität zu fördern heißt zu zeigen, dass es viele kluge Menschen gibt, von denen wir Schüler*innen etwas lernen können, nicht nur Männern. Vielleicht ist es an der Zeit, etwas zu ändern, neue Lektüren zu suchen anstatt wieder und wieder die gleichen, komplett veralteten Bücher zu lesen. Und es geht nicht darum, weißen Männern die Fähigkeit abzuschreiben, kluge und wichtige Dinge zu sagen und zu schreiben, es geht darum zu zeigen, dass sie nicht die einzigen sind, die das können.
von Luna Bender, 10 a