Schulleiter im Gespräch: Ein Interview mit Herrn Schwarz
Herr Schwarz ist seit einigen Monaten der neue Schulleiter der Bettinaschule. Nun habe wir Ihn für euch interviewt. Was ist ihm heute als Schulleiter und Mensch wichtig und wie war wohl seine eigene Schulzeit? Hier erfahrt ihr es.
BettiVersum: Wie war Ihre eigene Schulzeit?
Hr. Schwarz: Ich hatte eine sehr erfüllte Schulzeit. Ich bin nicht in Frankfurt am Main zur Schule gegangen, sondern in Siegen. Das ist ein Ort, nördlich von Frankfurt, in Nordrhein-Westfalen. Ich war auch auf einem Gymnasium und hatte Französisch und Latein als zweite und dritte Fremdsprache. Meine Leistungskurse waren meine Unterrichtsfächer: Englisch, Politik und Wirtschaft. Ich habe unheimlich viel erlebt; so war ich eine Zeit lang Schulsprecher in der zwölften Klasse, war fast immer in der SV und auch mal Chefredakteur der Schülerzeitung, die ich gegründet habe. Da es ein evangelisches Gymnasium war, haben wir ganz selbstkritisch die Schülerzeitung den „Propheten“ genannt. Insofern war meine Schulzeit sehr ereignisreich und ganz schön. Ich war nicht mit allen meinen Lehrkräften zufrieden, aber die auch nicht immer mit mir. Es gibt Gerüchte, dass die einen oder anderen meiner früheren Lehrer:innen durchaus entsetzt sind, dass ich inzwischen selbst Lehrer oder sogar Schulleiter geworden bin.
BV: War das Ihr Wunsch, Lehrer beziehungsweise Schulleiter zu werden?
Hr. Schwarz: Ja, war es. Ich wollte nicht immer Lehrer werden, aber der Wunsch ist irgendwann im Studium gereift. Und seit ich Lehrer bin, interessiere ich mich für das Amt der Schulleitung. Ich fand das immer eine sehr spannende Aufgabe und das bestätigt sich jetzt auch im realen Leben. Ich mag es, wenn man Probleme lösen und sich mit der Lösung von unterschiedlichen Herausforderungen beschäftigen kann. Das finde ich einfach total spannend und freue mich, wenn es funktioniert.
BV: Eine ganz andere Frage: Wer ist Ihr Vorbild?
Hr. Schwarz: Es gibt viele Menschen, für die ich Bewunderung übrig habe und deren Lebensleistung mich beeindruckt. Dennoch sind das nicht unbedingt Vorbilder für mich, weil ich nicht versuchen würde, ihnen nachzueifern. Als Inspiration sind sie mir trotzdem durchaus wichtig. Zum Beispiel beeindrucken mich die Texte des amerikanischen Autors Ta-Nehisi Coates sehr. Ich finde auch, dass Barack Obama und dessen politischer Gegner in seinem ersten Präsidentschaftswahlkampf, John McCain, sehr beeindruckende Menschen sind. Die Begegnung mit Herrn List, unserem Nobelpreisträger, fand ich auch ganz spannend (Herr List war für einen Vortrag zu seiner wissenschaftlichen Forschungsarbeit in der Bettinaschule, Anmerkung der Redaktion). Es gibt noch viele weitere: Johnny Cash, Jim Morrison, Jimi Hendrix, der große Segler Boris Herrmann und Thor Heyerdahl, ein Wissenschaftler.
BV: Bringt es Vorteile mit sich, als Schulleiter, unter anderem Politik und Wirtschaft studiert zu haben?
Hr. Schwarz: (lacht) Nein, auf diese Aufgabe bereitet einen nichts vor! Nein, das stimmt nicht. Ich habe mich auf die Schulleiterrolle mit Fortbildungen vorbereitet.
BV: Wie war Ihr beruflicher Werdegang?
Hr. Schwarz: Nach dem Abitur war ich zunächst bei der Marine, dann habe ich VWL studiert. Ich entschied mich aber um und habe Englisch und Politik auf Lehramt studiert. Parallel dazu habe ich viel auf Baustellen gejobbt, Sachen zu bauen macht mir nach wie vor viel Spaß. Damals habe ich schon begonnen, Ferienkurse zum Thema Lehrmethodik zu unterrichten. Meine erste Stelle war eine Vertretungslehrerstelle an der Rudolf-Koch-Schule in Offenbach und mein Referendariat habe ich an der Schule am Ried in Frankfurt begonnen. Später bin ich in die IGS Schillerschule in Offenbach gewechselt, danach an die Rudolf-Koch-Schule. In dem Zeitraum habe ich mich viel um IT, Computer und um die Netzwerkadministration gekümmert. Dann kam meine Schulleitungsfortbildung, ich bin an die Bettinaschule gegangen und war fünf Jahre lang Stellvertreter von Frau Schinkel. Schließlich habe ich jetzt die große Freude, seit Dezember als Schulleiter beauftragt zu sein.
BV: Wie bereits erwähnt, waren sie vor dem Amt als Schulleiter, stellvertretender Schulleiter. Inwiefern haben sich Ihre Aufgaben verändert?
Hr. Schwarz: Es hat sich einfach alles verdoppelt. (Lacht) Nein, das ist so: Ich habe als stellvertretender Schulleiter sehr viel im organisatorischen Hintergrund gemacht. Jetzt stehe ich sozusagen mehr in der Öffentlichkeit. Es sind nach wie vor die gleichen Dinge zu erledigen, und wir merken, dass uns jemand in der Schulleitung fehlt. Deswegen haben wir die Aufgaben insgesamt mehr verteilt und subjektiv hat man den Eindruck, dass das ganz gut funktioniert. Im Moment kümmere ich mich um viele administrative Dinge immer noch selbst, aber nach und nach lernen auch andere, wie das geht. Ein paar Aufgaben kann nur der/die Schulleiter/in machen und vielleicht auch nur der/die Stellvertreter/in. Und dann gibt es welche, die auch andere Leute in der Schulleitung oder im Kolleg:innen übernehmen können, die sich in diese Tätigkeiten hineingearbeitet haben.
BV: Welche Freiheit hat jeder Lehrer, Entscheidungen zu treffen, ohne sich an die Verwaltung zu wenden?
Hr. Schwarz: Das ist schwierig zu beantworten, weil das total viel ist. Die Lehrkräfte haben ein relativ großes Maß an pädagogischer Freiheit, was ihren eigenen Unterricht betrifft. Natürlich gibt es bestimmte Vorschriften. Wir als Schulleitung versuchen, immer in Rücksprache mit dem Kollegium und der Gesamtkonferenz, einen Rahmen zu halten. So hat es Frau Schinkel auch immer genannt. Einerseits versuchen wir, diesen Rahmen so zu organisieren, dass die Kolleg:innen möglichst gut arbeiten und sich entfalten können. Und andererseits versuchen wir bestimmte Projekte zu entwickeln, Ideen umzusetzen und die Schule dabei zu unterstützen, sich weiterzuentwickeln.
BV: Wie sieht Ihr typischer Arbeitstag aus, wenn alles nach Plan läuft?
Hr. Schwarz: Das passiert nie. (Lacht) Nein, an einem typischen Arbeitstag fahre ich morgens, wenn es richtig gut läuft, mit dem Fahrrad zur Schule. Dann gehe ich ins Büro rein, begrüße die Damen im Sekretariat und frage, ob irgendwas anliegt oder ob es ein akutes Problem gibt. Wenn alles nach Plan läuft, ist das nicht der Fall. Ich weiß aus meinen E-Mails schon, wer alles krank ist und werfe einen Blick auf den Vertretungsplan. Dann habe ich wahrscheinlich auch noch mal Unterricht an dem Tag. Ich habe nicht mehr so viel Unterricht wie vorher, aber etwas habe ich immer noch und es macht mir nach wie vor Freude. Später habe ich in der Regel Gespräche mit Kolleg:innen, Eltern oder Schüler:innen wie euch. Hin und wieder muss ich auch außer Haus, gestern zum Beispiel war ich in Wiesbaden im Kultusministerium. Manchmal muss ich an eine andere Schule, wenn es da Schulleiter- Dienstversammlungen oder Ähnliches gibt. Oder ich muss eine Konferenz leiten oder daran teilnehmen. Ich versuche drei- bis zweimal die Woche um 7 Uhr an der Schule zu sein, auch wenn mir das nicht immer gelingt. An zwei Tagen der Woche bleibe ich länger hier und fahre gegen 18 Uhr nach Hause. An kürzeren Tagen kann ich so um 14:30 Uhr gehen.
BV: Was ist Ihr langfristiger Plan für
nächsten fünf Jahren? Sowohl für Sie persönlich als auch für die Schule.
Hr. Schwarz: Ich hoffe, dass ich in den nächsten 25 Jahren immer noch Schulleiter der Bettinaschule bin, sonst habe ich keine anderen Pläne. Und was habe ich in der Zeit vor? Zunächst will ich weiter daran arbeiten, die Schule zu organisieren und Strukturen zu schaffen, die für die Schulgemeinde gut funktionieren. Vor allen Dingen müssen wir die Sanierung des Schulgebäudes vorantreiben. Was wir bisher machen, ist schon ziemlich gut, aber wir können es an verschiedenen Stellen noch verbessern. Dieses Gebäude ist schon in die Jahre gekommen, lange Zeit wurden Sachen nicht repariert, beziehungsweise renoviert und daran werden wir arbeiten. Im nächsten Jahr werden wir eine Dependance, eine Zweigstelle, bekommen, wo wir uns folgende Dinge überlegen müssen: Wie richten wir uns dort ein? Welcher Unterricht soll dort stattfinden? Wie sind die Kolleg:innen und Schüler:innen dort untergebracht? Was müssen wir alles noch mitbedenken? Ich hoffe, dass uns das gut gelingt. Und dann habe ich noch viele weitere Ideen, die aber bislang nicht spruchreif sind. Deswegen will ich sie hier noch nicht in die Öffentlichkeit tragen.
BV: Die Musik- und Kunsträume sowie die Turnhalle sind zurzeit gesperrt. Was ist diesbezüglich an der Schule geplant?
Hr. Schwarz: Jetzt im Februar soll eine Gerüsttreppe an die Turnhalle dran gebaut werden, sodass es dort einen zweiten Rettungsweg gibt. Dann ist die Turnhalle wieder offen und wir können ganz normal Sport machen. Als Nächstes ist eine sogenannte Entrauchungsanlage erforderlich, damit die Kopfklassen wieder geöffnet werden können. Diese Anlage wird im Keller installiert und saugt im Brandfall ganz viel Luft von außen an. Die Luft wird durchs Treppenhaus durchgedrückt und der Rauch hinaus gepustet. Dadurch ist sichergestellt, dass man aus den Kopfklassen fliehen kann und der Fluchtweg nicht so verraucht ist, dass dort Gefahr besteht. Wann die Entrauchungsanlage eingebaut werden soll, ist noch nicht bekannt, aber ich hoffe möglichst bald.
BV: Was denken Sie über die Digitalisierung an Schulen? Wie stehen sie zu Tablets oder der Handynutzung?
Hr. Schwarz: Zur Handynutzung habe ich eine klare Position: Ich finde, das braucht ihr nicht. Ein Tablet, wenn es richtig administriert ist, das heißt, sich unter einer schulischen Kontrolle befindet, ist eine sinnvolle Ergänzung. Wenn es so eingerichtet ist, dass ihr damit gut arbeiten könnt und wir sicherstellen können, dass ihr nicht parallel WhatsApp schreibt, Videos dreht oder sonst einen Unsinn macht. Die Anfälligkeit für Missbrauch ist bei privaten Endgeräten extrem hoch. Wir sehen aber, dass die Schüler:innen der höheren Klassen, die mit Tablets arbeiten, das in der Regel sehr verantwortungsbewusst tun. Allerdings nur mit ihren Tablets, nicht mit ihren Handys, aus welchem Grund auch immer. (Lacht) Das ist etwas, was im Schulalltag unglaublich störend ist, wahnsinnig viele Konflikte verursacht und ablenkt. Und deswegen, finde ich, sollte das Handy nach Möglichkeit verbannt werden.
BV: Soll es in Zukunft so etwas wie „Handygaragen“, also bestimmte Orte, wo die Smartphones verwahrt werden, geben?
Hr. Schwarz: Das war in der Diskussion, aber diese Lösung hat uns insgesamt nicht überzeugt, genauer gesagt konnten wir uns nicht vorstellen, wie das gut umgesetzt werden soll. An der Schule meiner Tochter bekommen sie Beutel, wo die Handys dann hineinsollen. Was das bringen soll, weiß ich auch nicht. In meinen Augen wäre es am besten, ihr bringt die Smartphones einfach gar nicht mit. Auf der anderen Seite sehe ich auch, dass es schwierig ist, wenn manche ihr Ticket darauf haben oder es als Wohnungsschlüssel benutzen, was ich selbst auch tue. Insofern ist es mir klar, dass ein Handy vielleicht auf dem Weg hierher gebraucht wird. Aber wie gesagt, im Schulgebäude sollte es einfach keinen Platz haben.
BV: Was sind die größten Schwierigkeiten, mit denen Sie bei der Ausübung Ihrer Tätigkeit als Schulleiter konfrontiert sind?
Hr. Schwarz: Man braucht für manche Dinge viel Geduld, das ist nicht so meine Stärke. Eine weitere Schwierigkeit ist sicherlich die Vielfalt der Probleme. Ich muss meine Aufmerksamkeit innerhalb von sehr kurzer Zeit auf viele verschiedene Dinge richten. Wenn man in einem Zeitraum von 15 Minuten zehn Gespräche zu zehn verschiedenen Themen führt, sind das immer sehr kurze Gespräche, in denen nach Möglichkeit auch etwas geregelt werden soll. Dann muss man kurz darüber nachdenken und irgendwie eine richtige, umsetzbare Entscheidung treffen. Das kann einen schon stressen, wenn viele Menschen gleichzeitig etwas von einem wollen. Ähnlich ist es auch mit E-Mails, in den letzten fünf Minuten habe ich zehn davon bekommen. Das passiert nicht fortlaufend, meist an einem bestimmten Zeitpunkt, nach großen Pausen etwa. Dann sind auf einmal zehn neue E-Mails in meinem Postfach, die alle der Aufmerksamkeit bedürfen. Und da kann der Tag schon manchmal nicht genug Stunden haben.
BV: Mit welcher Strategie würden Sie Mobbing bekämpfen?
Hr. Schwarz: Es gibt gerade eine Arbeitsgruppe, die ein Konzept zum Schutz vor Gewalt und Mobbing erarbeitet, das von Frau Rettenmeier geleitet wird. Eine wichtige Strategie zur Bekämpfung von Mobbing ist, dass wir versuchen, aufmerksam zu sein, die Fälle möglichst schnell zu erkennen und den Konflikt, der dem zugrunde liegt, zu bearbeiten. Im Prinzip passiert das schon, da braucht es also keine neue Strategie, denn die Kolleg:innen, die sich damit befassen, sind sehr aufmerksam und wach. Es ist mir extrem wichtig, dass an dieser Schule nicht die Mobbingopfer die Schule verlassen. Ich kann mich an drei Fälle in den vergangenen fünf Jahren erinnern, die Frau Schinkel und ich bearbeitet haben. An den dreien war ich direkt beteiligt, aber Frau Schinkel hat vielleicht noch mehr bearbeitet ohne mein Zutun. Meistens ging es in diesen Fällen um Cybermobbing oder es war irgendwie ein Handy beteiligt. Die Betroffenen sind nach wie vor hier an der Schule und fühlen sich, glaube ich, auch wohl. Es liegt natürlich auch an den Schüler:innen der entsprechenden Klassen, ihr eigenes Verhalten und ihre Rolle in diesem Konflikt zu thematisieren, wahrzunehmen und zu reflektieren. Mobbing funktioniert ganz schnell nicht mehr, sobald sich mehrere dagegen wehren, weil immer eine einzelne Person herausgegriffen und von vielen niedergemacht wird. Sobald es mehrere gibt, die dagegen aufstehen, nicht mitmachen und die betroffene Person unterstützen, hat das Mobbing keine Wirkungsmacht mehr. Dann ist schon ganz viel gewonnen.
BV: Wie sollte aus Ihrer Sicht die Beziehung zwischen Schulleiter und Schüler:innen aussehen? Haben Sie eine Bitte an uns?
Hr. Schwarz: Alle unsere zwischenmenschlichen Beziehungen hier an der Schule sollten von Höflichkeit und Respekt geprägt sein. Das erwarte ich von Schüler:innen genauso wie ich es von Kolleg:innen erwarten kann und diese es ebenfalls von ihren Klassen erwarten können. Es ist eine einfache menschliche Grundlage in unserem persönlichen Umgang hier, welche ich auch versuche auszustrahlen. Natürlich bin ich nicht jeden Tag gleich gut gelaunt und zeitweise auch grummelig, da bin ich mir sicher. Aber im Grundsatz tun wir uns allen einen Gefallen, wenn wir freundlich miteinander umgehen. Meine Bitte an die Schüler:innen wäre, dass wir alle gemeinsam versuchen, uns am Riemen zu reißen und Ordnung und Sauberkeit in der Schule zu halten. Ich weiß, das Gebäude ist alt, aber es sieht nicht besser aus, wenn man Sachen fallen oder herumliegen lässt. Es wäre ganz toll, wenn das uns in diesem Halbjahr besser gelingt als im letzten Jahr.
BV: Gibt es noch etwas, was Sie sagen möchten?
Hr. Schwarz: Das hat auch etwas mit Ordnung zu tun: Lasst die Toiletten in Ruhe. Es gibt überhaupt keinen Grund, die Toiletten zu zerstören. Das ist Beschädigung von Schuleigentum, welches uns allen gehört. Es ist eine Einrichtung, auf die wir angewiesen sind, und wenn diese kaputt gemacht wird, dann ist sie erst mal nicht mehr da. Von daher wäre es wirklich großartig, wenn deutlich mehr Respekt gegenüber derartigen Einrichtungen erbracht würde. Außerdem ist das für uns total nervig, wenn wir uns damit auseinandersetzen müssen, solche Dinge reparieren zu lassen.
BV: Vielen Dank für das Interview.
Aufgenommen am 5.2.2025 um 11:40 Uhr. Herr Schwarz war im Gespräch mit Lea Romina Hassel (8b) und Huda Shamsi (9d).