Skip to main content

Videospiele – alles gut?  

Mit der Entwicklung des Internets hat sich auch die Art des Spielens verändert. Während sich früher die Menschen getroffen haben, um Gesellschaftsspiele zu spielen, passiert das hauptsächlich in den jüngeren Generationen immer seltener. Stattdessen setzt man sich einfach vor den PC, setzt die Kopfhörer auf und spielt mit seinen Freunden online. Dabei gibt es verschiedene Arten von Videospielen. Man kann in Welten eintauchen, sich eigene aufbauen, Online-Sportarten spielen und vieles mehr. Es gibt viele Stimmen, die das Spielverhalten von Jugendlichen als bedenklich bewerten.  

Ist die Skepsis tatsächlich begründet?  

Über 70 Prozent der Jugendlichen in Deutschland spielen regelmäßig Videospiele, wobei regelmäßig mehrmals pro Woche bis täglich bedeutet. Videospiele haben ein unfassbares Suchtpotenzial; man kann Stunden mit einem Spiel verbringen, ohne sich zu langweilen. Dabei passiert es schnell, dass man die Zeit vergisst und andere Dinge vernachlässigt. Bei Schüler*innen kann dies die Hausaufgaben betreffen, an die frische Luft zu gehen, sich ausreichend zu bewegen oder Sport zu treiben. In Extremfällen wird sogar die Körperhygiene oder Grundbedürfnisse, wie Essen und Trinken, vergessen. Dieses Verhalten ist zwar kritisch zu betrachten, teilweise aber auch verständlich. Als Teenager kann die Welt sehr verwirrend und einschüchternd wirken, da ist es schön, sich an einen Ort zu begeben, an dem man sich in jeglicher Art verwirklichen kann. Bei einem Computerspiel muss man sich nicht mit den eigenen Unsicherheiten auseinandersetzen und man kann sich von der verurteilenden und manchmal erdrückend erscheinenden Außenwelt verstecken. Außerdem ist unsere Generation „Gen Z“ durch die Corona-Pandemie gezwungen worden, in den eigenen vier Wänden zu bleiben, wo es nicht viel anderes zu tun gab, als zu spielen. Und das genau in einer Lebensphase, in der andere die ersten Erfahrungen außerhalb der Familie, genauer mit dem Freundeskreis oder Freund beziehungsweise Freundin machen. Freiheiten ausleben, sich selbst finden, das wäre wichtig gewesen. Doch genau in dieser Lebensphase waren wir in unseren Häusern gefangen und konnten nur virtuell in andere Welten entfliehen.   

Videospiele sind nicht nur schlecht. Es ist ein wunderbarer Weg, sich mit Freunden zu verbinden und so gemeinsam Zeit zu verbringen.   

Dass Menschen, insbesondere Teenager, Videospiele spielen, ist in einem gewissen Rahmen zunächst nicht bedenklich. Wenn über die Gefahren des Online-Gamings gesprochen wird, geht es häufig nicht um Videospiele generell, sondern um eine bestimmte Art, die sogenannten Ballerspiele. Bei diesen Spielen geht es darum, den Gegner zu besiegen; häufig wird das mit gefährlichen Waffen und auf brutale Weise getan. Diese Art von Spielen wird schon seit Langem als kritisch angesehen. Gerade junge Menschen verlieren durch solch gewaltverherrlichende Spiele völlig den Bezug zur Realität. Im Spiel wird ein Spieler „getötet“, wenn er aus dem Spiel fliegt. Er muss dann von Neuem anfangen. In der Realität ist das Töten eines Menschen etwas ganz anderes.  Wenn ein Mensch stirbt, kann man nicht einfach wieder das Level neu starten. Diese Gewalt-Spiele sind zwar offiziell erst ab 16 oder 18 Jahren freigegeben, doch die Sicherungen sind nicht stark genug und es ist auch für Jüngere ein Leichtes, sich dort anzumelden. Natürlich ist nicht jeder Mensch, der gerne „Ballerspiele“ spielt, automatisch ein Mörder. Doch man konnte feststellen, dass der immense Konsum von diesen „Ballerspielen“ zu aggressivem und feindseligem Verhalten im realen Leben führt. Wenn man bedenkt, dass Videospiele großes Suchtpotenzial, gewaltverherrlichende Inhalte und verhaltensändernde Folgen haben, wieso spielt man sie dann überhaupt?   

  Das hat verschiedene Gründe. Zum einen gibt es einen riesigen Spannungsfaktor, wenn Gewalt im Spiel ist. Das sehen wir regelmäßig in Filmen und Serien. Außerdem verleiht es ein Gefühl von Macht und Kontrolle; die meisten Spiele sind so aufgebaut, dass man aufsteigen und mehr Macht generieren kann. Jugendliche fühlen sich häufig machtlos. In ihrem Elternhaus den Eltern, in der Schule ihren Lehrer*innen gegenüber. Doch im Videospiel können sie selbst die Machtvollen sein, die die Kontrolle erlangen. Zusätzlich wird durch die mediale Präsenz von Videospielen ein Beispiel vorgelebt. Streamer spielen Live-Spiele und lassen dies ihre Zuschauer mitverfolgen. Sie werden oft stark emotional, dies ist für andere sehr spannend mit anzusehen und man bekommt selbst Lust, es auch mal zu versuchen.   

Es ist ganz normal, dass sich mit der Zeit auch die Verhaltensweisen ändern, und es ist wenig bedenklich, wenn Jugendliche gerne online spielen. Trotzdem ist es wichtig darauf zu achten, was man spielt, und vor allem sich selbst darüber im Klaren zu sein, dass ein Videospiel nicht die Realität widerspiegelt. Solange man sich darüber bewusst ist, sollte es kein ernsthaftes Problem darstellen, auch mal ein Ballerspiel zu spielen. Wie bei allen Dingen im Leben sollte man einen bestimmten Rahmen einhalten – dann ist alles gut.   

Von Luna Bender, 10 b