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 Nicht selten: Neurodivergenzen

Seit  Vielfalt in unserer Gesellschaft eine immer größere Bedeutung zugeschrieben wird, wird auch der Begriff „Neurodivergenz“ alltäglicher. Dennoch haben viele noch nie davon gehört. In diesem Artikel informieren wir euch über Neurodivergenz, ihr gewinnt einen Einblick und einen Überblick –  und vielleicht findet ihr euch ja selbst in den Beschreibungen wieder!

Zuerst möchte ich euch folgende Begriffe erklären: Neurodiversität (adj. neurodivers), Neurodivergenz (adj. neurodivergent) und neurotypisch (adj.). Neurodiversität beschreibt lediglich die Vielfalt neurologischer, also die Nerven oder das Nervensystem betreffende, Gegebenheiten, die es in unserer Gesellschaft gibt. Kein Mensch gleicht einem anderen. In dieser Vielfalt gibt es aber auch Abweichungen, die außerhalb der Norm wahrgenommen werden. Und genau diese Abweichungen beschreibt die Neurodivergenz. Es sind Unterschiede im Gehirn und in der Reizverarbeitung zu erkennen, was sich besonders in der Wahrnehmung, Denkweise, Informationsverarbeitung und in der sozialen Interaktion von neurodivergenten Menschen zeigt. Studien zeigen, dass ca. 15-20% der Weltbevölkerung neurodivergent sind. Menschen, die in der generellen Norm liegen, werden – siehe oben – als neurotypisch bezeichnet.

Da es aber auch markante Unterschiede zwischen neurodivergenten Personen gibt, wurde die Neurodivergenz in weitere Formen (Neurodivergenzen) unterteilt. Beispiele für diese Formen sind, wie im Vorspann bereits erwähnt,  Hochbegabung, ADHS (Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung), ASS (Autismus-Spektrums-Störung), Tourette-Syndrom, Legasthenie (Lese-Rechtschreib-Störung) und Hochsensibilität. Es gibt aber noch viele andere Neurodivergenzen.

Aber woher kommt die Neurodivergenz eigentlich? Das haben sich auch viele Forscher und Forscherinnen gefragt. Bei den meisten neurodivergenten Formen sind die Ursachen und damit die umfassende Klärung noch nicht ganz gesichert. Sicher ist aber, dass Neurodivergenzen vererbbar sind. Es wurde außerdem festgestellt, dass Medikamenteneinnahme oder Krankheiten während der Schwangerschaft, sowie Geburtskomplikationen zu Autismus führen können. Umweltfaktoren und psychosoziale Faktoren haben auch einen Einfluss auf neurodivergentes Verhalten, wohingegen Erziehung allein auf jeden Fall kein Grund dafür ist.

Für viele neurodivergente Personen ist ebenfalls die Wortwahl ein wichtiges Thema. Da einige Neurodivergenzen als Störung, Krankheit oder Behinderung bezeichnet werden, finden zahlreiche Menschen die Bezeichnungen nicht gut, weil dabei etwas Negatives mitschwingt. Es drückt aus, dass etwas stört, was am besten behoben werden sollte. Deshalb wird der Begriff Störung häufig weggelassen (Bsp. Autismus- Spektrum statt Autismus-Spektrums-Störung). Andere finden die Begriffe aber auch gerechtfertigt, da das Gehirn sehr wohl manchmal dabei stört, Aktivitäten durchzuführen und neurodivergente Menschen in dem Fall behindert werden können. Trotzdem verzichtet man gerne auf das Wort „Störung“. Im besten Fall überlässt man ihnen im konkreten Gespräch die bevorzugte Wortwahl.

Da viele neurodivergente Kinder und Erwachsene Schwierigkeiten haben, den Alltag wie neurotypische Menschen zu bewältigen, haben sie viele Herausforderungen, die überwunden werden müssen. Zu diesen Herausforderungen gehören u.a. Hygiene, Ernährung, Schlaf und generell die Strukturierung und Durchführung des Tagesablaufs. Mittlerweile gibt es auch viele seriöse Ratschläge im Internet, wie man diese Herausforderungen bewältigen, aber vor allem auch begleiten kann. Eine große Hilfe kann auch eine Diagnose sein, falls man noch keine durchlaufen hat. Denn mit einer Diagnose hat man eine klare Antwort und diese wollen Neurodivergente erhalten. Mit einer bestätigten Diagnose kann man auch in der Schule durch die Lehrkräfte eine Unterstützung erhalten. Man hat zum Beispiel Anspruch auf mehr Zeit für Arbeitsaufgaben oder kann zwischendurch eventuell mehr kleinere Pausen einlegen. Das kann schon sehr helfen.

Viele neurodivergente Personen haben aber auch besondere Fähigkeiten, mit den sie begeistern können. So können sie sich z.B. besonders in ein Interessengebiet vertiefen. Wir kennen alle berühmte, neurodivergente Personen, die Erstaunliches geschaffen haben. Dazu gehören unter anderem Albert Einstein (Autist), Sir Isaac Newton (ADHS/Autist) und Greta Thunberg (Autistin/OCD).

Jetzt wisst ihr etwas über Neurodivergenzen und könnt sie vielleicht auch besser verstehen. Aber es gibt noch einiges, das verbesserungsfähig ist. Ob in der Schule oder im Alltag. Mit diesem Wissen kannst auch du vielleicht etwas zum Besseren verändern.

Und zu guter Letzt möchte ich euch sagen: Alle Menschen, ob neurodivergent oder nicht, sind gut so, wie sie sind!

Von Emma Schieke, 9c