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Autor: Bettina Tonscheidt

Endometriose – mehr als nur Periodenschmerzen

Stellt euch vor, ihr würdet euch 20 Knochen auf einmal brechen. Dies ist in etwa das Schmerzlevel, mit dem die Schmerzen von Endometriose-Betroffenen oft verglichen werden. Endo- was? Endometriose ist eine chronische Krankheit der Gebärmutterschleimhaut, die etwa 10 % aller menstruierenden Personen betrifft, was sie zu der zweithäufigsten gynäkologischen Erkrankung macht. Trotzdem kennen die meisten diese Erkrankung kaum.

Normalerweise sieht ein Zyklus etwa so aus, dass sich die Gebärmutterschleimhaut (auch genannt Endometrium) langsam aufbaut und dann während der Menstruation abfließt. Bei Endometriose befinden sich Zellen der Gebärmutterschleimhaut außerhalb der Gebärmutterschleimhaut, teilweise sogar außerhalb der Gebärmutter. Diese Wucherungen, genannt Herde, sind gutartig, setzen sich aber an benachbarten Organen und Geweben ab. Diese Zellen unterliegen allerdings immer noch dem Zyklus.

Das Hauptsymptom der meisten Betroffenen: unglaubliche Schmerzen und starke Blutungen. Die Symptomatik ist allerdings durch die verschiedenen Lokalitäten der Endometriose-Herde sehr schwierig zu definieren. So kann es auch beispielsweise zu Schmerzen beim Wasserlassen oder beim Geschlechtsverkehr kommen. Die Erkrankung kann sehr gefährlich werden, zum Beispiel, wenn sich diese Herde an den Nieren festsetzen, was ein Nierenversagen zur Folge haben kann. Auch Unfruchtbarkeit ist ein häufiges Symptom. Viele der genannten Symptome führen zu einer deutlichen Verschlechterung der Lebensqualität. Es gibt sogar Studien, die einen Zusammenhang von Endometriose und einem erhöhten Risiko von psychischen Krankheiten herstellen.

Trotzdem ist der Weg zur Diagnose meistens sehr lang, durchschnittlich 6–10 Jahre, und kann ganz offiziell nur durch eine Operation erfolgen. Dies hat zum einen damit zu tun, dass die Symptome so verschieden sind. Zum anderen sieht man hier klar den Sexismus, der sich durch die Medizin und ihre Forschung zieht. Die Betroffenen, die meist Frauen sind, wurden nicht ernst genommen, ihre Beschwerden als „die Leiden eines Mädchens“ und als „natürlich“ abgetan. Dieses Phänomen kann man nicht nur in der Gynäkologie beobachten, sondern auch in der restlichen Medizin und es zeigte sich  in den letzten Jahrhunderten sogar noch viel stärker. Bis heute fehlt die Lobby für die notwendige Diagnostik, Bildung und eben die notwendige Grundlagen-Forschung. Dadurch fehlen auch Therapiemöglichkeiten. Es gibt aktuell nur eine medikamentöse Behandlung: ein Gestagen-Präparat, auch genannt „Minipille“ (Gestagene sind Hormone). Hormonelle Medikamente sind stark umstritten, da sie viele und auch teils sehr gefährliche Nebenwirkungen haben können. Allerdings stehen für die Therapie von Endometriose alternativ nur die operative Entfernung der Herde zur Verfügung. Um die oben beschriebenen Schmerzen zu lindern, wird oft „die Pille“ verschrieben oder auch einfach Schmerzmittel, teilweise sogar sehr starke, die eigentlich nicht auf lange Zeit genommen werden sollten.

Die Medizin kommt generell bei der Behandlung von Frauen und auch bei der Forschung in Bezug auf den weiblichen Körper nicht ihren Pflichten nach, sowohl in der Vergangenheit als auch in der Gegenwart.

Endometriose ist eine ernsthafte Erkrankung, die sehr viel mehr als nur „ein bisschen Periodenkrämpfe“ ist. Endometriose sollte ernst genommen werden und es sollte sehr viel mehr über sie gelehrt und gelernt werden. Und dies nicht nur bei dieser Krankheit, sondern bei der „weiblichen Medizin“ im Allgemeinen.

Von Helena Koch Mendoza, E2


Juli Bäßler, 7a

Hi, ich bin Juli ,12 Jahre alt und gehe in die 7a. Ich schwimme leidenschaftlich gerne. Deswegen mache ich Synchronschwimmen. Ich spiele auch  Schlagzeug und mache Jui Juitsu . Außerdem lese ich sehr viel, insbesondere Fantasyromane. Im Bettiversum bin ich, weil es mir Spaß macht zu schreiben und ich gerne mit anderen Leuten zusammenarbeite. Als ich vom Bettiversum hörte, dachte ich mir, es könnte bestimmt Spaß machen – das macht es auch!

One terrific „Sister Act“

An den Abenden des 25., 26. und des 27.06.24 führten Chor und BigBand das Musical „Sister Act“ auf. Trotz des heißen Wetters war die Aula an allen drei Abenden voll besetzt und das Publikum begeistert.

Zum Inhalt: Deloris van Cartier ist eine Sängerin in Nachtclubs und in einer Beziehung mit Curtis, einem Gangster. Eines Nachts sieht sie, wie Curtis jemanden umbringt. Sofort geht sie zur Polizei und meldet den Mord. Die Polizisten sagen ihr, dass sie sich verstecken müsse, doch Deloris weigert sich. Erst als ihr ein Foto von der letzten Person gezeigt wird, die Curtis angeschwärzt hat, willigt sie direkt ein. Um sich zu verstecken, muss sie unauffällig sein und in der Menge untertauchen, also eigentlich genau das, was sie nun mal nicht ist. Deloris wird also ins Kloster der heiligen Jungfrau geschickt, um dort unterzutauchen, bis Curtis hinter Gittern ist.

Deloris fällt es schwer, sich einzufügen und einmal wird sie fast von Curtis und seinen Komplizen erwischt. Nach diesem Vorfall wird ihr fast alles verboten, nur im Chor darf sie noch mitsingen. Dieser ist schrecklich, deshalb übernimmt Deloris die Leitung des Chors und bringt den Mitgliedern bei, richtig zu singen. Der Chor wird ein großer Erfolg und selbst der Papst kommt, um ihn zu erleben. So rettet Deloris das Kloster, welches eigentlich verkauft werden sollte.

Der Chor erweckte die Geschichte von Deloris und den Nonnen mit großartigem Schauspiel und Gesang zum Leben. Durch die musikalische Begleitung der BigBand wurde das Ganze noch richtig schön abgerundet. Nicht nur der Chor schauspielerte, auch Mitglieder der BigBand hatten kleine Auftritte, als unter anderem Kellner oder Spendenbarometer. Nach den Stücken der Solisten gab es immer einen großen Applaus, genauso wie nach besonders guten und lustigen Szenen. Als das Stück zu Ende war, gab es einen langen Applaus für alle Sänger*innen, Schauspieler*innen und Musiker*innen. Den hatten sie sich auch verdient. Drei Abende am Stück haben sie unter großer Hitze für gute zwei Stunden gespielt und davor hatten sie noch Unterricht. Nach dem letzten Auftritt gab es lange Dankesreden, gehalten von Schüler*innen des Abi-Jahrgangs, von Mitgliedern der BigBand und des Chors. Einen besonders tränenreichen Abschied bekam Frau Schwinn, denn sie arbeitet ab kommendem Schuljahr auf einer anderen Schule. Alles in allem kann man sagen, dass alle Auftritte große Erfolge waren und sich die langen Probentage gelohnt haben.

von Mila Riemann, 8d

Sonnenuntergang: Frau Schwinn geht – ihr Licht wird weiter bei uns scheinen!

Auch wenn die SisterAct- Konzerte ein riesengroßer Erfolg waren, ist vor allem der Bettinachor nun mit Trauer erfüllt. Am Ende des Konzertes flossen viele Tränen. Sowohl bei Schüler*innen als auch bei Lehrer*innen. Der Grund für das Ganze:

Frau Schwinn, die Sonne des Bettinachors, verlässt die Schule!

Egal wie unmotiviert oder müde wir waren, sobald Frau Schwinn den Raum betrat, ging die Sonne auf. Sie brachte so viel positive Energie mit, dass es schwer war, sich davon nicht anstecken zu lassen. Immer setzte sie sich für uns ein, wenn es um Pausen während langer Sonderproben ging oder andere Probleme.

Nun müssen wir alle uns von ihr verabschieden, da Frau Schwinn ab dem neuen Schuljahr an der Albert-Einstein-Schule arbeiten und einen Chor aufbauen wird.

Und auch, wenn wir sie furchtbar vermissen werden, so wünschen wir ihr viel Glück und Spaß an der neuen Schule.

Frau Schwinn –  wir werden Sie nie vergessen, sie sind für immer in unseren Herzen!

Von Nele Jäckel, E-Phase

Kommentar:  Wo bleibt die Diversität in unserem Literaturunterricht? 

Kommentar:
Wo bleibt die Diversität in unserem Literaturunterricht ?

Egal ob Goethe, Kant, Schiller, Hesse oder Büchner:  Fast jede*r Schüler*in hat bereits im Unterricht diese Namen gehört, Texte von ihnen gelesen oder ihre Bücher analysiert. Und eines haben sie alle gemeinsam: Es sind alles „weiße Männer“.

Es ist eigentlich ganz klar: Wir brauchen Diversität, Vielfalt, verschiedene Eindrücke und Meinungen von vielen verschiedene Menschen mit anderen Erfahrungen in unserem Fachunterricht. Doch wenn man einen Blick in unsere Schulbücher wirft oder mal genau darauf achtet, welche Bücher wir in der Schule lesen, muss man erschreckenderweise feststellen, dass Menschengruppen wie Frauen, queere Menschen oder nicht weiße Menschen deutlich unterrepräsentiert sind als Autor*innen von Schullektüren. Fast alle Pflichtlektüren an Schulen in Deutschland wurden von Männern geschrieben – selten von einer Autorin.  

Gerade in jungen Jahren ist es unfassbar wichtig, verschiedene Meinungen von unterschiedlichen Menschen zu kennenzulernen. Wie sollen Schüler*innen lernen, dass eben nicht nur die Stimme „weißer Männer“ etwas bedeutet und dass andere Menschen genauso gut in der Lage sind, kluge, interessante und gute Texte zu verfassen? Die Gesellschaft ist im Wandel, wir leben alle Diversität, warum aber nicht, wenn es um Schullektüren geht? Wie sollen sich ALLE Schüler*innen angesprochen fühlen, wenn immer nur „weiße Männer“ von ihrer Lebenserfahrung berichten?
 Eine Schule, die sich selbst als divers versteht, sollte sich bei einem Thema wie politischer Lyrik bemühen, nicht ausschließlich mit Texten von weißen und, wie in meinem Unterricht bis auf eine Ausnahme geschehen, ausschließlich von Männern geschriebenen Gedichten zu befassen. Was den Schüler*innen damit suggeriert wird ist, dass nur diese männlichen Menschen in der Lage sind, etwas Sinnvolles zur Bildung beizutragen.
Diversität zu fördern heißt zu zeigen, dass es viele kluge Menschen gibt, von denen wir Schüler*innen etwas lernen können, nicht nur Männern. Vielleicht ist es an der Zeit, etwas zu ändern, neue Lektüren zu suchen anstatt wieder und wieder die gleichen, komplett veralteten Bücher zu lesen. Und es geht nicht darum, weißen Männern die Fähigkeit abzuschreiben,  kluge und wichtige Dinge zu sagen und zu schreiben, es geht darum zu zeigen, dass sie nicht die einzigen sind, die das können.

von Luna Bender, 10 a

Das.Orchester. – Einfach stark!  

Wie jedes Jahr war die Aula wieder so voll, dass Besucher auf dem Boden saßen – das Orchesterkonzert am 29. Mai 2024 war, wie jedes Jahr, ein voller Erfolg, der mit Applaus, Verabschiedungen und Danksagungen beendet wurde. Dieses Jahr wagte sich das Orchester unter der Leitung von Herr Desoi und Frau Liebrich mit dem Thema „Curtain Up! – Ein Musicalabend“ in fremde Gewässer. Trotz einiger eher pessimistischer Teilnehmer: „Es wird nicht so gut laufen, wie alle denken, aber ihr werdet es nicht merken“ war das Publikum, Groß und Klein, begeistert. Ob Inszenierungen, wie „König der Löwen“ oder „An American in Paris“ – nach der Menge und Lautstärke des Beifalls zu urteilen, war eher Optimismus angesagt. Jedes der Stücke stammt aus einem bekannten Musical, über dessen Handlung und Entstehung vor Beginn jeweils ein wenig erzählt wurde. Bei Gesprächen mit einigen Mitgliedern, nur Minuten vor den ersten Takten, ließ sich die Allgemeinstimmung gut erfassen: es seien „Die schwierigsten Stücke ever“,  „An American in Paris“ würde wohl scheitern (falsch geschätzt), und einer der Trompetenspieler verkündete, dass der größte Schlamassel des Abends wohl seine Erkältung sei. Auch neues Publikum war vor Ort: Maya, Merle, Liel und Ella aus der 5a. Merle und Ella waren als Familienangehörige einiger Mitglieder schon bei früheren Auftritten dabei. Maya und Liel waren völlig unvoreingenommen, jedoch sehr optimistisch. Maja: „Ich hoffe natürlich, dass es ein Erfolg wird, wenn nicht, ist das aber egal, weil sie sich ja angestrengt haben.“  „Ich hoffe, dass sie gut spielen“, so Liel und nickte bei Mayas Aussage kräftig. Warum die Mädchen an dem Abend dort waren? Um ihre Freundin Mina (5a) zu unterstützen, die als jüngste im Ensemble im Stück „Les Miserables“ die Solostimme eines jungen Mädchens namens Cosette übernahm. Aber nicht nur Mina sang. Als Solisten standen unter anderem Helena (9a), Riwa (9b) und Emilio (8b) am Mikrofon. Als „Gefangenenchor“ sangen Marta (9b), Alma (9c), Rochelle (9d) und weitere Schüler*innen und an einer Stelle dann auch das gesamte Orchester. Im Musical „Les Miserables“ geht es um den ehemaligen Häftling Jean Valjean, der nach seiner Freilassung versucht, ein normales und erfülltes Leben zu führen, jedoch über Jahre von einem Polizisten heimgesucht wird. Das Stück spielt in Frankreich zwischen 1815 und 1832. Als Abschluss des Abends war das Stück insofern gut gewählt, als es ein vielfältiges, emotionales und gemischtes Finale bot, das Zuschauer gleichzeitig zu Tränen rührte und zum Lachen brachte. 

Zuletzt wurden schweren Herzens einige Abiturienten aus dem Orchester verabschiedet und viele Geschenke verteilt, unter anderem Stimmgabeln, Socken und Theatermasken.  

Man kann also sagen, dass sich das Orchester, wie jedes Jahr, als eines der stärksten Ensembles der Schule beweist.  

von Lilly Altfeld, 9a 

Videospiele – alles gut?  

Mit der Entwicklung des Internets hat sich auch die Art des Spielens verändert. Während sich früher die Menschen getroffen haben, um Gesellschaftsspiele zu spielen, passiert das hauptsächlich in den jüngeren Generationen immer seltener. Stattdessen setzt man sich einfach vor den PC, setzt die Kopfhörer auf und spielt mit seinen Freunden online. Dabei gibt es verschiedene Arten von Videospielen. Man kann in Welten eintauchen, sich eigene aufbauen, Online-Sportarten spielen und vieles mehr. Es gibt viele Stimmen, die das Spielverhalten von Jugendlichen als bedenklich bewerten.  

Ist die Skepsis tatsächlich begründet?  

Über 70 Prozent der Jugendlichen in Deutschland spielen regelmäßig Videospiele, wobei regelmäßig mehrmals pro Woche bis täglich bedeutet. Videospiele haben ein unfassbares Suchtpotenzial; man kann Stunden mit einem Spiel verbringen, ohne sich zu langweilen. Dabei passiert es schnell, dass man die Zeit vergisst und andere Dinge vernachlässigt. Bei Schüler*innen kann dies die Hausaufgaben betreffen, an die frische Luft zu gehen, sich ausreichend zu bewegen oder Sport zu treiben. In Extremfällen wird sogar die Körperhygiene oder Grundbedürfnisse, wie Essen und Trinken, vergessen. Dieses Verhalten ist zwar kritisch zu betrachten, teilweise aber auch verständlich. Als Teenager kann die Welt sehr verwirrend und einschüchternd wirken, da ist es schön, sich an einen Ort zu begeben, an dem man sich in jeglicher Art verwirklichen kann. Bei einem Computerspiel muss man sich nicht mit den eigenen Unsicherheiten auseinandersetzen und man kann sich von der verurteilenden und manchmal erdrückend erscheinenden Außenwelt verstecken. Außerdem ist unsere Generation „Gen Z“ durch die Corona-Pandemie gezwungen worden, in den eigenen vier Wänden zu bleiben, wo es nicht viel anderes zu tun gab, als zu spielen. Und das genau in einer Lebensphase, in der andere die ersten Erfahrungen außerhalb der Familie, genauer mit dem Freundeskreis oder Freund beziehungsweise Freundin machen. Freiheiten ausleben, sich selbst finden, das wäre wichtig gewesen. Doch genau in dieser Lebensphase waren wir in unseren Häusern gefangen und konnten nur virtuell in andere Welten entfliehen.   

Videospiele sind nicht nur schlecht. Es ist ein wunderbarer Weg, sich mit Freunden zu verbinden und so gemeinsam Zeit zu verbringen.   

Dass Menschen, insbesondere Teenager, Videospiele spielen, ist in einem gewissen Rahmen zunächst nicht bedenklich. Wenn über die Gefahren des Online-Gamings gesprochen wird, geht es häufig nicht um Videospiele generell, sondern um eine bestimmte Art, die sogenannten Ballerspiele. Bei diesen Spielen geht es darum, den Gegner zu besiegen; häufig wird das mit gefährlichen Waffen und auf brutale Weise getan. Diese Art von Spielen wird schon seit Langem als kritisch angesehen. Gerade junge Menschen verlieren durch solch gewaltverherrlichende Spiele völlig den Bezug zur Realität. Im Spiel wird ein Spieler „getötet“, wenn er aus dem Spiel fliegt. Er muss dann von Neuem anfangen. In der Realität ist das Töten eines Menschen etwas ganz anderes.  Wenn ein Mensch stirbt, kann man nicht einfach wieder das Level neu starten. Diese Gewalt-Spiele sind zwar offiziell erst ab 16 oder 18 Jahren freigegeben, doch die Sicherungen sind nicht stark genug und es ist auch für Jüngere ein Leichtes, sich dort anzumelden. Natürlich ist nicht jeder Mensch, der gerne „Ballerspiele“ spielt, automatisch ein Mörder. Doch man konnte feststellen, dass der immense Konsum von diesen „Ballerspielen“ zu aggressivem und feindseligem Verhalten im realen Leben führt. Wenn man bedenkt, dass Videospiele großes Suchtpotenzial, gewaltverherrlichende Inhalte und verhaltensändernde Folgen haben, wieso spielt man sie dann überhaupt?   

  Das hat verschiedene Gründe. Zum einen gibt es einen riesigen Spannungsfaktor, wenn Gewalt im Spiel ist. Das sehen wir regelmäßig in Filmen und Serien. Außerdem verleiht es ein Gefühl von Macht und Kontrolle; die meisten Spiele sind so aufgebaut, dass man aufsteigen und mehr Macht generieren kann. Jugendliche fühlen sich häufig machtlos. In ihrem Elternhaus den Eltern, in der Schule ihren Lehrer*innen gegenüber. Doch im Videospiel können sie selbst die Machtvollen sein, die die Kontrolle erlangen. Zusätzlich wird durch die mediale Präsenz von Videospielen ein Beispiel vorgelebt. Streamer spielen Live-Spiele und lassen dies ihre Zuschauer mitverfolgen. Sie werden oft stark emotional, dies ist für andere sehr spannend mit anzusehen und man bekommt selbst Lust, es auch mal zu versuchen.   

Es ist ganz normal, dass sich mit der Zeit auch die Verhaltensweisen ändern, und es ist wenig bedenklich, wenn Jugendliche gerne online spielen. Trotzdem ist es wichtig darauf zu achten, was man spielt, und vor allem sich selbst darüber im Klaren zu sein, dass ein Videospiel nicht die Realität widerspiegelt. Solange man sich darüber bewusst ist, sollte es kein ernsthaftes Problem darstellen, auch mal ein Ballerspiel zu spielen. Wie bei allen Dingen im Leben sollte man einen bestimmten Rahmen einhalten – dann ist alles gut.   

Von Luna Bender, 10 b 

Wie die „Clean Girls“ unser Selbstbewusstsein zerstören 

Die „Clean Girl Aesthetic“ startete 2022 als einfacher Make-up-Trend, bei dem sich alles um einen möglichst natürlichen Look dreht. Doch mittlerweile ist das Ganze ziemlich problematisch geworden. Hier erkläre ich, wie ich zu dem Schluss gekommen bin. 

Zunächst eine Erklärung des Begriffes. Was genau ist ein „Clean Girl“? Der Begriff wird dadurch definiert, dass das gesamte Aussehen, die Wohnung und prinzipiell das gesamte Leben makellos und sauber sind. Das Make-up ist darauf ausgerichtet, so auszusehen, wie als würde man gar keines tragen und trotzdem perfekt wirken. Die Outfits sind schlicht und liegen dennoch im Trend; die Wohnung ist immer aufgeräumt. Das typische „Clean Girl“ auf Instagram teilt häufig Morgenroutinen, bei denen hauptsächlich der gesunde Lebensstil betont wird. Zuerst wurde mit dem Begriff „Clean Girl“ tatsächlich nur das Aussehen beschrieben, jetzt hat es sich als Bezeichnung für den gesamten Lifestyle einer Person etabliert. 

Zunächst klingt das Beschriebene erst einmal ziemlich perfekt und an diesem Lebensstil, der sich durch Skin Care, Work-outs und gesunde Ernährung auszeichnen soll, ist auch definitiv nichts auszusetzen.  

Nicht soan der multiedialen Darstellung der „Clean Girl Aesthetic“ und der dabei fehlenden Diversität. Zum Beispiel haben andere Körperformen, als der schlanke, durchtrainierte Modellkörper, keinen Platz in diesem Trend. Ein übergewichtiges „Clean Girl“ hat man noch nie gesehen und Marken wie Brandy Melville sorgen dafür, dass dies auch so bleibt. Brandy Melville ist eine der gefragtesten Marken für „Clean Girls“ und dort gibt es definitiv schöne Klamotten, jedoch immer nur in einer Größe. Bei Oberteilen ist dies größtenteils XS/S, bei Hosen meistens S/M. Das ist meiner Meinung nach ein sehr aussagekräftiges Beispiel für die Schattenseiten des Trends. 

Weiterhin ist es meiner Meinung nach der Name an sich problematisch, denn reicht nicht diese ständige Zurschaustellung von Perfektion bereits, mit der man sich im Internet durch diesen Trend konfrontiert sieht, um ein Minderwertigkeitsgefühl zu entwickeln? Muss man auch noch durch die Bezeichnung „Clean Girl“ vermitteln, dass das Gegenteil beziehungsweise Abweichungen im Lebensstil einen Menschen quasi „dirty“ machen? Denn der Begriff des „Clean Girl“ impliziert schließlich, dass es ein Gegenteil geben muss und dieses wäre dann als „Dirty Girl“ zu bezeichnen. Und das möchte man natürlich auf keinen Fall sein. Also verzehren sich junge Mädchen geradezu danach, „so“ zu werden, wie die „Clean Girls“. Doch das ist nicht so einfach, wie es im Internet aussieht. Denn immer perfekt auszusehen, nur grüne Smoothies zu trinken und jeden Tag Pilates zu machen, ist praktisch unmöglich und selbst die Influencer, die jeden Post von einem Salat oder einem Spiegelselfie mit dem Hashtag „Clean Girl“ versehen, können das nicht tagtäglich durchhalten. 

Doch diese Seite wird nur in den seltensten Fällen gezeigt. Stattdessen ist meine „For You“, genau wie wahrscheinlich viele andere, voll mit „Clean Girls“, die mir Ratschläge geben wollen, wie ich so wie sie werden kann: indem ich täglich Tagebuch schreibe, Sport mache, auf Zucker verzichte und diese oder jene Marke kaufe. Die psychischen Auswirkungen, die solche Videos auf die Leser*innen haben können, gerade wenn diese junge Mädchen in der Findungsphase sind, werden komplett missachtet. 

Der „Clean Girl“- Trend trägt meines Erachtens genau dazu bei, was er vermeintlich verhindern will: Er verunsichert junge, heranwachsende Jugendliche, weil er ihnen vermittelt, dass sie die volle Kontrolle über eine positive Außenwirkung erlangen können. Man sollte nie vergessen, dass es den Influencer*innen und den Mode- und Kosmetikkonzernen im Netz letztlich immer um ihren Profit geht: Sie verdienen Geld damit, wenn sie uns vermitteln, mit Hilfe welcher Lifestyle-Regeln, Mode- oder Kosmetikartikel wir zu dem „perfekten Mädchen“ werden. Was sie uns nicht sagen, ist, dass wir gut so sind, wie wir sind, dass jeder Mensch seine eigene Schönheit hat. Und je mehr er oder sie zu sich steht, umso „natürlicher“ ist die Ausstrahlung – und das ist allemal besser als „clean“. 

Hannah Weißgerber, 10 a 

Zeitzeugin Eva Szepesi (91) zu Besuch an der Bettinaschule: „Ihr habt jetzt die Verantwortung.“

„Ich habe gewartet, lange, fast siebzehn Jahre, bis ich es mit eigenen Augen gesehen habe, dass meine Mutter und mein Bruder einen Sommer vor mir in Auschwitz waren. Meine Mutter hat es nicht mehr geschafft, nachzukommen. Sie sind mit dem letzten Transport aus Ungarn deportiert worden“, so beendet Eva Szepesi ihre unglaubliche Erzählung. In der Aula der Bettinaschule herrscht Stille. Nachdenkliche, schockierte, intensive Stille, die über den fast zweihundert anwesenden Schülerinnen und Schülern liegt. Mehr als eine Stunde hat die Holocaust-Überlebende an diesem Freitagmittag, dem 8. März 2024, aus ihren Büchern vorgelesen und von ihrem Schicksal berichtet. 

Sie wurde in Budapest in Ungarn geboren und hatte bis zu ihrem sechsten Lebensjahr eine glückliche Kindheit. Bis sich auch in Ungarn der Antisemitismus in Form von Diskriminierungen und Ausgrenzungen der Juden im Alltag äußerte. Eva Szepesi wurde als jüdisches Kind vom öffentlichen Leben ausgeschlossen, indem sie unter anderem nicht ins Schwimmbad oder ins Kino gehen durfte. Sie erinnert sich noch an die wachsende Unruhe, die sie spürte, als die Deutschen am 19. März 1944 Ungarn besetzten. „Dann ging alles Schlag auf Schlag“, berichtet die 91-jährige, „Ab dem 5. April waren wir verpflichtet, den gelben Stern zu tragen. Ich ging nicht mehr zur Schule und verließ kaum noch das Haus.“ Bald darauf sollte Eva Szepesi mit ihrer Tante und einem ihr unbekannten Mann über die Grenze in die Slowakei fliehen. Als sie sich am Bahnhof von ihrer in Tränen aufgelösten Mutter verabschieden musste, wusste sie nicht, dass sie einander nie wieder sehen würden. Mit dem Zug fuhren sie zu einem kleinen Ort, nahe der ungarisch-slowakischen Grenze. Von dort ging die Flucht in der Nacht weiter. „Wir liefen ohne Pause bis zum Morgengrauen. Irgendwann in der Nacht mussten wir die Grenze überschritten haben, denn in der ersten Helligkeit erreichten wir ein kleines slowakisches Dorf.“ Doch auch hier konnten sie nicht bleiben. Nach fast elf Stunden ununterbrochenen Fußmarsches erreichten sie ihr Ziel, das Krankenhaus der Stadt. Am Tag darauf, nachdem sie sich von ihrer Tante verabschieden musste, sollte die damals elfjährige Eva Szepesi zu einer Familie gebracht werden, die sie aufnehmen würde. „Es war ein furchtbarer Gedanke für mich, dass meine Tante nicht mitkommen würde“, erzählt sie, „Nach der anstrengenden und lebensgefährlichen Flucht über die Grenze, verließ mich auch noch meine Tante, nachdem sie mich fremden Menschen übergeben hatte.“ 

Frau Szepesi lebte nach und nach bei verschiedenen Familien, unter anderem auch bei zwei älteren Schwestern, die dem Mädchen zum Trost oft Geschichten erzählten. Obwohl sie sich dort schnell einlebte und sich bald wie zu Hause fühlte, wartete sie täglich auf ein Lebenszeichen ihrer Mutter oder ihrer Tante. Die Erwachsenen zeigten sich in der Anwesenheit des Mädchens jedoch zurückhaltend, wenn sich die Gespräche schwierigen Themen zuwandten. Schließlich, in einer Nacht im September, wurde Eva Szepesi und die beiden Schwestern von Männern, die laut an ihre Tür klopften, befohlen, ihre wichtigsten Sachen zusammenzupacken und die Wohnung zu verlassen. Nachdem ihnen der Wohnungsschüssel entrissen worden war, wurden die beiden Frauen und Eva zusammen mit anderen Menschen in einem alten Bus zu einem Altersheim transportiert. „Jeden Tag wurden Namen vorgelesen und diese Menschen wurden dann mit Transportern weggebracht. Meine zwei Tanten mussten sich am dritten Tag aufstellen. Obwohl ich wollte, durfte ich nicht mit ihnen gehen.“ Mit dem allerletzten Transport wurde Frau Szepesi schließlich in ein Sammellager nach Sered` gebracht. Von dort ging es mittels eines Viehwagens weiter in das Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau. Eva Szepesi berichtet von der schrecklichen Fahrt, bei der sie mit vielen anderen Mitgefangenen unter Hunger und bei knapper Luft auf dem Boden kauern musste. „Mit der Zeit verbreitete sich ein unerträglicher Gestank in dem geschlossenen Waggon. Einige Leute mussten sich übergeben“, erzählt sie. Am 2. November 1944 kam die damals zwölfjährige Eva in Auschwitz an. Ihr und den anderen Menschen wurde von deutschen SS-Männern befohlen, sich auszuziehen und alle persönlichen Gegenstände abzugeben. Die blaue, selbst gestrickte Jacke von ihrer Mutter, die dem Mädchen die ganze Fahrt über Trost gespendet hatte, wurde von dem Fuß einer Aufseherin grob weggestoßen und ihre geliebten Zöpfe wurden abgeschnitten. Die Menschen wurden trotz der Kälte gezwungen, Häftlingskleidung und grobe Holzpantinen anzuziehen. Bei der Registrierung gab eine slowakische Aufseherin Eva Szepesi den Hinweis, sich als 16-Jährige auszugeben. Das Mädchen befolgte den Rat verzweifelt und entging so einer sofortigen Ermordung durch Gas, denn alle jüngeren Häftlinge wurden als arbeitsunfähig eingestuft. Kurz darauf wurde ihr eine Häftlingsnummer auf den linken Arm tätowiert: A26877. 

„Die Tage und Nächte in Auschwitz waren eine nicht enden wollende Qual“, berichtet Frau Szepesi, „Der Hunger und die Kälte waren unerträglich.“ Die Lagerhäftlinge mussten sich morgens und abends in der Kälte zum Zählappell aufstellen und Misshandlungen gab es täglich. Auch mühselige, schwere Arbeiten sowie das Säubern von Waffen und Munition mussten sie erledigen. Eva Szepesi ging es mit der Zeit immer schlechter, sie magerte ab und nahm kaum noch wahr, was um sie herum geschah. Ende Januar 1945 trieben die Deutschen alle Häftlinge zu Todesmärschen zusammen. Eva wurde nicht mitgenommen, da sie bereits für tot gehalten wurde. „Niemand kümmerte sich um uns Zurückgebliebene. Die Toten wurden nicht begraben, die Todkranken sich selbst überlassen. Wir waren weder in der Lage aufzustehen, noch hatten wir etwas zu essen oder zu trinken.“ Frau Szepesi erinnert sich nicht mehr daran, wie lange sie in einem bewusstlosen Zustand dalag, bis ihr jemand zu Hilfe kam. Es war der 27. Januar 1945 und russische Soldaten befreiten Auschwitz. Die Überlebenden wurden in den folgenden Wochen versorgt, auch Eva Szepesi kam langsam wieder etwas zu Kräften. Als die Menschen in besserem Gesundheitszustand waren, wurden sie in Sammellager gebracht, wo Vertreter von Hilfsorganisationen auf sie warteten. Am 18. September 1945 kehrte Frau Szepesi mit damals dreizehn Jahren nach Budapest zurück, wo ihr Onkel sie erwartete. Das Mädchen hoffte auf ein Wiedersehen mit ihrer Mutter. „Mein Onkel hat es verstanden. Er hat vorgeschlagen, dass wir auf weitere Transporter warten werden.“ Doch ihre Mutter und ihren Bruder sah Eva Szepesi nicht wieder. Erst siebzehn Jahre später erfuhr sie durch ein altes Dokument, dass beide einen Sommer vor ihr in Auschwitz ermordet wurden. 

Zurück in der Aula der Bettinaschule: Eine lange Zeit spricht niemand. Kein Laut stört die intensive Stille, sie gibt allen Anwesenden Raum zum Verarbeiten des eben Gehörten. Schließlich meldet sich Frau Görny zu Wort, die die ganze Zeit über neben Frau Szepesi gesessen hat. Eine Schülerin aus ihrer Klasse, Neele Göbel (7b), hat es möglich gemacht, die Holocaust-Überlebende an die Schule einzuladen. Frau Görny bedankt sich für alles, was die 91-Jährige berichtet und aus ihren Büchern vorgelesen hat und fragt nach, ob es möglich wäre, dass die Schüler*innen einige Fragen stellen. Frau Szepesi stimmt zu. Jemand fragt, wie es ihr möglich war, all das zu verarbeiten. Sie erzählt, dass sie fünfzig Jahre lang nicht über ihre Erlebnisse gesprochen hat. Ihre Töchter ermutigten sie, zu einer Gedenkveranstaltung am 50. Jahrestag der Befreiung von Auschwitz zu gehen. Dort sprach Eva Szepesi zum ersten Mal über ihre Zeit im Konzentrationslager. Dieses Gespräch inspirierte sie dazu, sich als Zeitzeugin zu engagieren. Heute lebt sie in Frankfurt am Main und berichtet an Schulen und anderen öffentlichen Einrichtungen von ihrer unglaublichen Lebensgeschichte. Auf die Frage, was man tun kann, damit sich so etwas nicht wiederholt, meint Eva Szepesi: „Ihr könnt nichts dafür, was damals geschehen ist; ihr habt nur die Verantwortung, dass so etwas niemals wieder geschieht. Wenn ihr Ausgrenzungen oder Mobbing bemerkt, dann tretet dagegen an. Hört nicht immer darauf, was euch erzählt wird, denkt immer vorher noch einmal alleine nach. Die Shoah hat nicht mit Auschwitz begonnen, sondern mit Worten, mit Wegschauen und mit Schweigen. Ihr und eure Kinder sollt so etwas niemals erleben müssen.“  

von Lea Hassel, 8b 

„Ich bin es so leid!“  

 Eine Theaterempfehlung zu „Phädra in Flammen“ am Schauspiel Frankfurt 

Ich bin es so leid. Der erste Satz, den Phädra auf der Bühne spricht, die ersten gesprochenen Worte, kommend von einer Frau. Fünf Worte, die nicht bedeutungslos bleiben und die besonders Frauen im Publikum das Gefühl von einem schmerzenden Herzen bescheren. Zwei Stunden umfasst die Aufführung und nicht – wie sonst so oft – wandert der Blick unauffällig zur Armbanduhr, um die bereits vergangene Zeit zu prüfen. Wie gebannt ruhen die Augen auf den Schauspieler*innen, auf dem raffinierten und surrealistischen Bühnenbild. Die verbitterten, gepressten Worte von Phädra sind wie ein Schlag in die Magengrube, Schläge, die nicht unbekannt sind. 

„Phädra, in Flammen“ ist das neue Stück der Dramatikerin Nino Haratischwili, basierend auf dem griechischen Mythos „Phädra“. Es ist die faszinierende Mischung aus Tradition und Moderne, die Welt des alten Athen, in der nicht wenige Parallelen zu unserer Gesellschaft zu finden sind. Im Mittelpunkt steht Phädra, die Frau. Eine betrogene Frau, die sich und ihre Träume hinten anstellen musste und sich dabei fast aufgegeben hat. Eine Frau, die nicht gehört wird, nicht gesehen wird. Eine Frau, die unterschätzt und auf den Stereotyp reduziert wird. Eine Frau, die es satt hat. Unglaublich berührend und frustrierend zugleich ist diese Darstellung, weil man (besonders) als Frau ihre Wut und die gleichzeitige Müdigkeit so gut nachvollziehen kann. Phädras Leid und ihr Verlust, von ihrem Ehemann Theseus zugefügt, wird deutlich sichtbar dargestellt.  Theseus, der ihr nicht einmal an der Schwelle seines Bewusstseins Phädras wirkliches Verlangen und ihre Bedürfnisse erkennt. So wenig sich die Figuren noch selbst erkennen, so sehr vermag es der Regisseur Max Lindemann den Text und die Figuren greifbar zu machen. Sei es der Erstgeborene Demophon, die Verlobte Persea oder der Priester, alle Figuren erhalten so viel Tiefe, dass man sie und ihre Haltung verstehen kann, ja, sie sogar Mitgefühl im Zuschauer hervorruft. Beeindruckend gelingt es den Schauspieler*innen, scheinbar klare Opfer- und Täterrollen so multiperspektivisch darzustellen, dass diese vermeintlich einseitige Sicht zum Wackeln gebracht wird. 

„Phädra, in Flammen“ ist ein Stück, wie Theater sein soll. Es reißt mit, es berührt, es stellt Bezüge her, es kritisiert immer noch bestehende Missstände in unserer Gesellschaft, es stellt Fragen und erzeugt Fragen und es hat Wirkung. Man verlässt „Phädra“ nicht mit fertigen Antworten und klar geordneten Emotionen – das Stück klingt nach. Und am wichtigsten, es zeigt Menschen und ihre Geschichten in vielen Facetten, in denen wir uns wiedererkennen können. 

Die Produktion ist ein Erfolg, ein Stück Kunst, das fordert und gedanklich voranbringt. „Phädra, in Flammen“ ist kein leichtes Vergnügungsprogramm, in dem alle Antworten bereits mundgerecht präsentiert werden; das ist auch nicht der Sinn von Theater. Gerade ohne das Vorwissen über den griechischen Mythos „Phädra“ ist das Stück nicht einfach zu fassen und auch die Intensität und Fülle an Bedeutung und Hinweisen im Text bedürfen der Konzentration des Publikums. Und trotz der zweistündigen Aufführung ohne Pause fesselt die Inszenierung, ohne dass die Lust am Teilhaben verloren geht. Und so verlässt man die Kammerspiele mit einem Rucksack voller Eindrücke, Fragen und Inspirationen und einem Herzen und Kopf, die jetzt ein wenig verändert aufs Leben schauen. 

Das Stück wird 2024 noch einige Male im Schauspiel Frankfurt aufgeführt. Ein Besuch lohnt sich! www.schauspielfrankfurt.de 

von Johanna Willems, Q2